Weniger ist oft mehr – Die beste Hautpflege

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Ich gebe es offen zu: Auch ich liebe es, meine Haut mit gut duftenden Cremes zu verwöhnen. Und wenn der Preis der Creme etwas höher ist, hat man dann nicht erst Recht das Gefühl, seiner Haut etwas ganz besonders Gutes zu tun? Ist das denn tatsächlich so?

Für alle Liebhaber gut duftender, teurer Kosmetikprodukte: jetzt folgt ein schonungslos ehrlicher Artikel über den (Un)Sinn solcher Produkte.

Die Haut der meisten Menschen ist schlicht und einfach als normal zu bezeichnen. Was normale Haut üblicherweise alles NICHT benötigt:

  • Cleanser
  • Toner
  • Serum
  • Peeling

Auch die als Augencreme oder Anti-Aging-Cremes beworbenen Produkte sind meist nicht von Nöten, doch hierzu an anderer Stelle mehr.

Warum die Haut grundsätzlich schon mal einfach toll ist, steht in meiner „Homage an die Haut“.

Grundsätzlich braucht die gesunde Haut gar keine zusätzliche Pflege. Überrascht? Durch die Talgdrüsen ist die Haut nämlich sehr gut selbst in der Lage, für eine ausreichende Fettung und Geschmeidigkeit zu sorgen. Lässt man eine gesunde Haut völlig in Ruhe, baut sie von ganz alleine einen perfekten Säureschutzmantel auf. Dieser Säureschutzmantel hat einen pH von etwa 4,5. Das ist vergleichbar mit der Säure, die in saurer Milch oder Bier enthalten ist.

Achtung, nicht erschrecken:

Auf unserer Haut sitzen tatsächlich Millionen von Bakterien und Pilzen, bei den meisten dieser Keime handelt es sich um wohlgesonnene „gute“ Keime. Diese Mischung an „guten“ Keimen wird auch als Hautmikrobiom bezeichnet. Das Hautmikrobiom bildet mit dem Säureschutzmantel eine natürliche Barriere gegen reizendende und Allergie-auslösenden Substanzen und schützt uns vor dem Eindringen „böser“ Keime.

Und genau hier fängt das Problem an: Mit unserer tagtäglichen, wohl gemeinten, häufig jedoch übertriebenen Hautpflege stören wir dieses hochspezialisierte Gleichgewicht auf unserer Haut.

Beispiel Cleanser / Peeling

Die Werbung verspricht uns, ein Cleanser (Cleaner, Reinigungssubstanz, als Schaum/Gel/Flüssigkeit) würde uns von Schmutz befreien und die Poren reinigen. Dies ist teilweise Unsinn. Oberflächlicher Schmutz lässt sich mit einem Cleanser tatsächlich entfernen. Aber mal ehrlich, wer von uns ist denn so schmutzig, als dass der Schmutz nicht auch einfach mit Wasser und Seife entfernt werden könnte? Selbst MakeUp lässt sich damit wunderbar abtragen. Und wasserfeste Produkte, z.B. Wimperntusche können gut mit Öl entfernt werden. Die Poren bekommt man im Übrigen mit einem Reinigungsprodukt gar nicht sauber. Soll man aber auch gar nicht. Denn die „Poren“ sind die Ausführungsgänge der Talg-, Duft-, und Schweissdrüsen. Diese reinigen sich in der Regel von ganz alleine. Es gibt allerdings ein paar Erkrankungen (z.B. Akne), bei denen es tatsächlich zu verstopften Poren kommen kann. Dann macht eine medizinische Behandlung mit Wirkstoffen Sinn, die dieser Verstopfung entgegenwirken. Aber normalerweise empfehle ich noch nicht einmal Patient*innen mit Akne die Anwendung eines extra Reinigungsmittels.

Die Anwendung eines Peelings soll für zarte, weiche Haut sorgen. Ein herkömmliches Peeling enthält kleinste Schleifpartikel, die oberflächliche Hautschüppchen entfernen können. Abtrocknen mit einem grobes Handtuch hat allerdings einen ähnlichen Effekt.

Wer mehr zum Thema Peeling erfahren möchte:

FAZIT:

  • Zu häufig angewendet, zerstöre ich mir mit diesen genannten Produkten im Grunde mutwillig einen perfekt auf meine Haut abgestimmten Schutzfilm.
  • Wasser und ph-neutrale Seife sind für eine Reinigung völlig ausreichend.
  • Das Abtrocknen mit einem gröberen Handtuch sorgt für eine Entfernung oberflächlicher Hornschüppchen.

Beispiel Toner / Serum

Toner (Tonicum, Tonic, Gesichtswasser). Dieser soll nach der Reinigung auf die Gesichtshaut aufgetragen werden. Warum? Tja, das frage ich mich auch! Zuerst rubbel ich mir nun also den von meiner Haut so fleissig aufgebauten Säureschutzmantel und Talg ab und dann soll der Toner diesen „Schaden“ wieder ein wenig gutmachen. Dann hätte ich mir das wilde Reinigen zu Beginn aber eigentlich auch gleich sparen können.

Und das Serum verspricht mir besonders wertvolle Inhaltstoffe, die in höherer Konzentration als in Cremes auf die Haut aufgetragen werden sollen, also eine so genannte Intensivpflege.

Achtung, jetzt verrate ich mal ein kleines Geheimnis: Die meisten Inhaltsstoffe, von denen wir uns diverse wundervolle Ergebnisse erhoffen, durchdringen noch nicht einmal die oberste Hornschicht, das so genannte Stratum corneum. Diese Schicht ist nämlich ganz schön clever aufgebaut. Dachziegelartig überlappen sich die einzelnen Zellen (Keratinozyten) und die Lücken dazwischen sind mit einem Art Füll-Kitt ausgefüllt. Diese Schicht stellt die äußerste Barriere unserer Haut dar und ist in gesundem Zustand praktisch undurchlässig. Anders sieht es aus bei Erkrankungen, wie beispielsweise einer Neurodermitis (atopisches Ekzem). Bei der Neurodermitis ist diese Barriere nicht mehr vollständig erhalten. Die Haut wird anfälliger, juckt und wird leichter von Erregern besiedelt.

FAZIT:

  • Den Toner kann man sich sparen!
  • Die Anwendung eines Serums schadet einer gesunden Haut zwar nicht, zum tatsächlichen Nutzen bleiben viele Fragen offen…

Zum erweiterten Thema „Peeling“ (Salicylsäure, Fruchtsäure, Trichloressigsäure, Phenol, etc.) folgt bald ein ausführlicherer Beitrag…

Hauttypen

Unter den „Hauttypen“ versteht man zum einen die 6 Hauttypen nach Fitzpatrick, die uns etwas über die UV-Empfindlichkeit der Haut sagen. Hierzu an anderer Stelle mehr.

Die Hauttypen, von denen ich nun hier schreibe sind diese, die auf den Pflegeprodukten benannt werden: normale Haut, Mischhaut, trockene Haut, reife Haut, junge Haut, jugendliche Haut, tolle Haut, blöde Haut, meine Haut…

Ähnlich wie in der Natur ist unsere Haut in verschiedene Zonen eingeteilt. So gibt es beispielsweise an den Schienbeinen und Fußrücken die „trockenen Wüsten“. Die Areale um die Nase, Augenbrauen, Stirn, zwischen der Brust und über der Wirbelsäule sind hingegen „fette Wiesen“. An diesen Stellen ist die Dichte der Talgdrüsen viel höher und die Haut ist somit deutlich fettiger. Wenn man beispielsweise mit dem Finger am Nasenwinkel entlangstreicht, sieht man üblicherweise auf dem Finger einen glänzenden Fettfilm. Das ist völlig normal.

Soll ich denn nun an jedem dieser Areale eine eigene Pflege verwenden? Natürlich nicht! Im Gesicht reicht bei trockenem Gefühl eine leichte Feuchtigkeitspflege. Diese sollte „nicht comedogen“ sein. Das bedeutet, dass die Poren nicht verstopft werden. Ansonsten drohen nämlich Pickel. Keinesfalls sollte man die Gesichtshaut ständig mit „reichhaltiger“ Pflege „verwöhnen“. Diese ist viel zu fettig. Die Folge ist eine überfettete Haut, auf der sich insbesondere Pilze und Bakterien sehr wohl fühlen. Dies führt zu Ekzemen und Pickeln.

An trockenen Stellen des restlichen Körpers empfehle ich eine Harnstoff-haltige Lotion oder Creme. Harnstoff (Urea) hält Feuchtigkeit in der Haut (zumindest in der oberen Hornschicht).

Und der restliche Körper? Braucht im Zweifel gar keine Extra-Pflege. Reicht das denn wirklich? Was ist z.B. mit den Augen?

Die Haut um die Augen gehört zu den dünnsten und empfindlichsten Arealen unseres Körpers. Durch die zahlreichen Talgdrüsen an den Lidrändern gelangt auch immer etwas Fett auf die direkt umgebende Augenhaut. Bei trockenem Gefühl reicht hier die oben bereits genannte Feuchtigkeitspflege. Die direkte Zone um die Augen (etwa die Breite eines Fingers) sollte jedoch ausgespart werden.

Zum Thema Sonnenschutz gibt es demnächst einen extra Beitrag.

FAZIT

  • Weniger ist mehr! Einfach mal ausprobieren.
  • Zu den häufigsten Fehlern in der Hautpflege zählt die Überfettung der Haut mit zu „reichhaltigen“ Produkten
  • Eine (1) einfache Feuchtigkeitspflege reicht für das Gesicht üblicherweise aus. Im Sommer den Sonnenschutz nicht vergessen!
  • Trockene Areale am Körper können mit Harnstoff-haltigen Lotionen gepflegt werden.

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