Behandlung von Narben

Auf Wunsch kommt hier ein Beitrag zur Behandlung von Narben.

Narbe ist nicht gleich Narbe. Zunächst müssen wir also klären, um welche Art von „Narbe“ es sich hier handelt.

  • Reife Narbe: ältere, helle, hautfarbene Narbe, die fast gar nicht mehr auffällt und nicht mehr tastbar ist
  • Unreife Narbe: frische, oft rötlich gefärbt Narbe. Diese juckt oder brennt und ist meist noch tastbar.
  • Atrophe Narbe: Atrophie bedeutet Gewebeschwund, d.h. diese Narbe ist eingesunken, liegt also tiefer als das umgebende Gewebe. Beim Tasten „fällt der Finger in ein Loch“.
  • Hyertrophe Narbe: deutlich tastbare, rötlich gefärbte Narbe. Diese juckt und ihre Berührung wird als unangenehm empfunden.
  • Keloid: immer tastbar, die Ränder reichen wulstig über die ursprünglichen Wundränder hinaus. das Keloid juckt, brennt und ist bei Berührung sehr empfindlich.

Was tun?

Die Antwort ist bei den meisten Narben recht einfach: wenig bis gar nichts!

Kurz nachdem eine Verletzung eingetreten ist, läuft in der Haut eine wahre Maschinerie an Reparaturmechanismen an. Horden von Entzündungszellen wuseln zur Stelle der Verletzung, hochkomplexe Gewebsfaktoren werden am Ort des Geschehens ausgeschüttet und die Fibroblasten (Kollagenbildende Zellen der Haut) nehmen ihre Arbeit auf. Trotz allem ist das spätere Narbengewebe leider meist qualitativ minderwertiger und nicht mehr so stabil wie das ursprüngliche Gewebe. Großflächige Narben an Knien und Ellenbogen neigen beispielsweise häufig dazu, bei mechanischer Beanspruchung immer wieder aufzureissen.

Die Haut über einer Narbe ist meist sehr dünn und oft wie Zigarettenpapier gefältelt. Ja nach Hauttyp kann es zu hellen oder dunklen Verfärbungen (Hypo- oder Hyperpigmentierungen) kommen.

Frische Narbe

Eine frische, unreife Narbe braucht Zeit für die Heilung. Die Fibroblasten der Haut müssen zunächst neues Kollagen bilden, dann müssen sich die neu gebildeten Kollagenfasern neu ausrichten, um ein stabiles Netzwerk zu bilden.

Das alles braucht Zeit, teilweise bis zu einem Jahr. Juckende, leicht erhabene Narben können vorsichtig mit einer Creme der Wahl massiert werden, dies mag kurzfristig angenehm sein, einen langfristigen Nutzen hat es für die spätere Narbe jedoch nicht, wie in einer kontrollierten Studie gezeigt werden konnte.

Kanadische Autoren untersuchten in einer Gruppe 70 Brandverletzter, ob eine regelmäßige, über 12 Wochen durchgeführte Massage zu einer langfristigen Verbesserung des Narbengewebes führte. Die eine Hälfte der Patient*innen erhielt eine Massage, die andere Hälfte der Patienten erhielt keine Therapie. Vorher und nachher wurden die Elastizität, die Rötung, die Pigmentierung und die Dicke der Narbe untersucht. Das Resultat war ernüchternd: es zeigte sich zwar eine kurzfristige Verbesserung, langfristig war in den beiden Gruppen jedoch kein statistisch messbarer Unterschied zu bemerken (Quelle: Nedelec B et al. Burns 2019).

Wir lernen also, eine Massage bringt keinen langfristigen Vorteil, kann jedoch als angenehm empfunden werden. Hierbei jedoch bitte darauf achten, es mit der Massage nicht zu übertreben. Dies könnte das frische Gewebe zu stark reizen und würde die Reparaturvorgänge in der Haut nur unnötig stören.

Die Verwendung einer spezielle „Narbencreme“ ist bei normalen, frischen Narben übrigens NICHT notwendig. Den Fibroblasten ist es nämlich völlig schnurzpiepegal, ob zwei Hautschichten über ihnen Dinge wie beispielsweise Zwiebelextrakt, Silikon, Allantoin oder Harnstoff auf die Haut geschmiert werden. Die Haut über einer Narbe erscheint häufig etwas trocken. Die Anwendung einer herkömmlichen Pflegelotion ist somit völlig ausreichend.

Atrophe Narbe

Eine atrophe Narbe ist im Prinzip das Endprodukt einer massiven Gewebsverletzung der Haut. In diesem Fall war die Haut nicht mehr in der Lage, das Kollagengerüst wieder so vollständig aufzubauen, wie es vor der Verletzung der Fall war. Grund für eine atrophe Narbe sind häufig ausgedehnte Entzündungen oder große Weichgewebsdefekte nach einem Unfall. Auch Kortisoninjektionen können an den Stellen des Einspritzens eine Atrophie des Gewebes verursachen.

Der einzige Weg, um einen solchen Gewebsdefekt wieder aufzufüllen, ist eine Injektion von Eigenfett oder Kollagen. Beides wirkt meistens nicht dauerhaft, d.h. nach einer Weile muss der Eingriff wiederholt werden. Eine weitere Maßnahme wäre, das umgebende Gewebe mit einem Laser vorsichtig abzutragen, d.h. die Grenzen zu der atrophen Narben etwas anzugleichen. Alle diese genannten Eingriffe sollten immer durch Ärzte erfolgen, die Erfahrung mit den entsprechenden Techniken haben.

Hypertrophe Narbe

Bei einer hypertrophen Narbe sind die Fibroblasten bei ihrer Arbeit quasi über das Ziel hinaus geschossen. Es gibt spezielle Körperareale, an denen es häufiger zur Ausbildung hypertropher Narben kommt. Hierzu zählen beispielsweise das Decolleté, die Schultern, der obere Rücken oder auch die Ohrläppchen.

Hypertrophe Narben sind deutlich tastbar, oft rötlich gefärbt und reagieren unangenehm auf Berührung. Eine gewisse Hypertrophie ist im Rahmen der Heilung durchaus normal, bei zu starker Ausbildung ist eine Behandlung ratsam.

Hier kommen nun als Therapie die Silikone ins Spiel. Ob als Gel oder als Platte auf die Haut gebracht ist offenbar egal, so lange genügend Druck auf die Narbe ausgeübt wird (Quelle: Pruksapong C et al. Plast Reconstr Surg Glob Open, 2020). Denn erst der Druck nötigt die Haut, das Kollagengerüst entsprechen umzubauen. Das muss im übrigen kein besonders hoher Druck sein. Der milde Druck, der durch Auflage eines Pflasters entsteht, ist oft bereits ausreichend. Es gibt spezielle Silikonnarbenpflaster, die gute Resultate zeigen, die Anwendung erfordert jedoch Geduld. Ein solches Silikonpflaster muss meist mehrere Monate verwendet werden bevor sich deutliche Verbesserungen zeigen. Die Silikonpflaster sind recht teuer, können jedoch bei pfleglichem Gebrauch abgewaschen und wiederverwendet werden. Bei geplanten operativen Eingriffen an gefährdeten Arealen, wie z.B. dem Decolleté kann man überlegen, direkt im Anschluss ein Silikonpflaster zu verwenden, um der Ausbildung einer hypertrophen Narbe entgegenzuwirken.

Weitere Therapiemöglichkeiten sind der Einsatz eines CO2-Lasers oder aber Injektionen mit Kortison. Diese Therapien sollten erfahrenen Ärzten überlassen werden.

Es sollte jedoch stets im Hinterkopf gehalten werden, dass die komplette Narbenbildung, also der Umbau der Kollagenfasern im Rahmen der Wundheilung bis zu einem Jahr dauern kann. Es ist also ratsam, mit der Therapie zunächst zurückhaltend zu sein.

Keloid

Das Keloid ist daduch gekennzeichnet, dass die Ränder über die ursprünglichen Wundränder hinwegreichen. Ein Keloid ist aufgrund seiner Größe und roten Farbe meist kosmetisch störend. Die Patient*innen haben daher häufig einen hohen Leidensdruck. Eine große Gefahr beim Keloid besteht in der „Überbehandlung“. Jeder Eingriff am Keloid, der weitere Verletzungen mit sich zieht (Laser, Chirurgie) wird das bereits vorhandene Keloid weiter verschlechtern. Die Behandlung eines Keloids gehört also eindeutig in die Hände eines erfahrenen Arztes und sollte mit Geduld und Zurückhaltung erfolgen.

Erfolgreich kann eine so genannte Vereisungstherapie (Kryotherapie) sein. Hierbei wird flüssiger Stickstoff auf die Haut aufgebracht, entweder im Sprayverfahren oder im Kontaktverfahren mit einem Metallstempel. Flüssiger Stickstoff hat beim Auftreffen auf die Haut eine Temperatur von etwa -70 Grad Celsius, d.h. die obersten Hautschichten erfrieren. Dieser Reiz kann zu einem Abflachen des Keloids führen. Ein weiterer Behandlungsansatz ist die Injektion von Kortison. Kortison kann zu einer Atrophie, also einer Ausdünnung des Kollagengerüstes führen. Das Keloid wird somit flacher. Es sind zahlreiche Injektionen notwendig, mit ein wenig Geduld und vorsichtiger Behandlung können jedoch häufig gute Resultate erzielt werden.

Verbrennungsnarben

Größere Narben durch Verbrennungen gehören praktisch immer in die Hände eines erfahrenen Zentrums für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie. Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit der Tiefe der ursprünglichen Verbrennungen sowie der beteiligten Körperfläche.

FAZIT

  • Zeit und Geduld sind die besten Zutaten für eine schöne Narbe.
  • Eine Massage ist angenehm, bringt aber langfristig keinen Zusatznutzen.
  • Normale Pflegelotion/Pflegecreme reicht zur Pflege aus, spezielle Narbencreme ist nicht notwendig.
  • Silikonpflaster helfen bei hypertrophen Narben, an kritischen Lokalisationen ggf. direkt nach dem Eingriff verwenden.

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