Einfach drüber reden: Sexuell übertragbare Erkrankungen

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Im Jahr 2022 haben sich in Deutschland so viele Menschen wie nie zuvor (nämlich so viele, wie in einer Kleinstadt leben) mit der Geschlechtskrankheit Syphilis angesteckt. Das ist ein absolut gefährlicher Trend!

Hier sehen Sie eine Gegenüberstellung der Syphilis und HIV-Erkrankungen in Deutschland in Neuerkrankungen pro Diagnosejahr in den Jahren 2001-2022, Für 2023 habe ich die aktuellen Zahlen noch nicht gefunden. Was hier auffällt, ist der deutliche Rückgang der Erkrankungen im Zuge der Corona-Pandemie. Aber: aktuell haben wir bei der Syphilis einen neuen traurigen Rekord und bei den HIV-Fällen sind wir wieder auf dem Niveau von 2019, also weit von 0 entfernt.

Wie kommt es zu diesen Zahlen?

HIV und AIDS haben ihren Schrecken verloren. Durch die Einführung moderner HIV-Medikamente, der Post-Expositionsprophylaxe (PEP, Medikamente, die nach dem Sexualkontakt eingenommen werden) sowie der Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP,
Medikamente, die vor dem Sexualkontakt eingenommen werden) ist das Risiko für eine Ansteckung mit HIV auf ein Minimum gefallen. Bei korrekter Einnahme reduziert eine PrEP die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion deutlich. Als Konsequenz bedeutet dies insbesondere für Männer, die Sex mit Männern haben, eine lang ersehnte Befreiung vom Kondomzwang. Dies ist in etwa vergleichbar mit der sexuellen Revolution, die mit Einführung der Anti-Babypille in den 60er Jahren begann. Dabei wird allerdings nur zu gerne die Tatsache verdrängt, dass die PrEP, anders als der Gebrauch von Kondomen, keinerlei Schutz vor anderen, vor allem bakteriellen – sexuell übertragbaren Infektionen bietet.

So kann beispielsweise eine unbehandelte Syphilis zu bleibenden Schäden am Gehirn führen. Deshalb sollte bei unklarem Infektionsstatus des Sexualpartners auf keinen Fall auf die Verwendung von Kondomen verzichtet werden.

Die Syphilis ist weltweit auf dem Vormarsch.

Insbesondere in den USA sind die Fallzahlen der Syphilis zwischen 2020 bis 2021 um 32% angestiegen. Die höchste Quote seit 70 Jahren!

Und Fälle, bei denen sich in den USA Neugeborene bei ihren Müttern mit Syphilis anstecken, sind um über 30% angestiegen.

In Großbritannien wurde 2022 ebenfalls ein Höchststand seit 70 Jahren erreicht. In Kanada hat sich die Fallzahl innerhalb der letzten 8 Jahre vervierfacht und auch Japan vermeldet eine vermehrte Ausbreitung. Die WHO schätzt die Anzahl der jährlichen Neuerkrankungen weltweit auf 12 Millionen. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Baden-Württemberg.

In Deutschland hatte die Welle 2019 ihren Höhepunkt und ist seitdem leicht rückläufig. Inzwischen gibt es bei uns für Schwangere ein gesetzlich vorgeschriebenes Syphilis-Screening für Schwangere. So können auch symptomlose Erkrankungen entdeckt und therapiert werden.

Die Syphilis verläuft in mehreren Stadien.

Gerade im Frühstadium kommt es im manchen Fällen nur zu einem minimalen Krankheitsgefühlt, viele Erkrankte merken somit gar nicht, dass Sie sich infiziert haben. Der Erreger der Syphilis, das Bakterium Treponema pallidum sitzt jedoch bereits im frühen Stadium in den obersten Hautschichten.

Der Erreger der Syphilis (Bakterium Treponema pallidum) kann mit speziellen Färbetechniken in der Haut dargestellt werden. Hier sieht man die Schrauben-förmigen Bakterien in rot in der obersten Hautschicht.

Bei einer geringfügigen Verletzung kann der Kontakt zu dieser bereits infizierten Haut zu einer Neu-Infektion führen.

Auf dem Foto erkennt man relativ unauffällige Hauterscheinungen an den Händen, die im Frühstadium der Syphilis auftreten können.

Kondome schützen!

Mein deshalb wirklich wichtiger Appell an alle Liebeshungrigen :

    • Behalten Sie dieses Thema bitte stets im Hinterkopf!

    • Schützen Sie sich bitte mit Kondomen und gehen Sie kein unnötiges Risiko ein. Die Anzeichen für eine Infektion sind manchmal nicht so leicht zu erkennen. Die Syphilis verursacht z.B. einige Tage nach der Ansteckung einen schmerzlosen Hautdefekt an der Stelle des Kontaktes, meist also im Mund, Rachen oder in der Genitalregion.

    • Einfach drüber reden, keine falsche Scham und bei komischen Symptomen bitte immer ärztlichen Rat suchen.

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