Neulich haben wir das Kirschkernkissen in der Mikrowelle verkohlt, weil irgendein Idiot (vmtl. ich) versehentlich den Timer auf 60 min gestellt hatte. Daraufhin prangte ein großes Loch im Stoff und die Kirschkerne verabschiedeten sich auf den Boden.
Mit drei kleinen Kindern im Haushalt bin ich stets darauf bedacht, kleine Dinge aus der Reichweite sämtlicher Körperöffnungen zu halten. Doch diesmal bin ich gescheitert.
Kurz vor dem Zubettgehen lief eine meiner Töchter völlig aufgelöst zum Papa: „Papa, sag´nichts der Mama, die schimpft bestimmt. Ich habe mir einen Kirschkern in die Nase gesteckt und jetzt steckt er fest.“ Eine kurze Anamneseerhebung ergab: Die junge Dame hatte sich den Kirschkern wiederholt in ein Nasenloch gesteckt, um ihn dann unter lustigem Schnauben wieder hinauszubefördern. Zur Erhöhung des Spassfaktors wurde der Kern daraufhin immer tiefer in die Nase gesteckt bis er schließlich feststeckte.
Daraufhin zunächst einmal hektisches Hin- und Hergerenne, Heulen, etc. Glücklicherweise fand sich im Fundus eine chirurgische Pinzette, hierbei handelt es sich um eine Pinzette, die vorne an den Spitzen scharfe Zähne besitzt. Nach eingehender Beruhigung des Kindes, sorgfältigem Abwischen von Rotz und Tränen gelang es mir, den Kirschkern unter vorsichtigem Einsatz von Taschenlampe und chirurgischer Pinzette zu bergen.
Nach Schilderung unseres Einsatzes gegenüber einer befreundeten HNO-Ärztin folgte jedoch eine böse Rüge: so etwas kann ins Auge gehen, genauer gesagt in den rechten Hauptbronchus in der Lunge. Unsere Lunge besteht aus einem rechten und linken Lappen, die Luft gelangt über Bronchien in die Lunge. Fremdkörper rutschen immer eher in den rechten als in den linken Hauptbronchus, da dieser steiler verläuft.
Beim Bergungsversuch des Kirschkerns hätten wir laut der HNO-Ärztin die Nasenschleimhaut verletzen können oder aber noch schlimmer: der Kirschkern hätte weiter nach hinten rutschen können. Reflexartig folgt durch den störenden Reiz im Rachen häufig ein ruckartiges Einatmen und der Fremdkörper rutscht dann hinten über den Rachen in die Luftröhre, was im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen! Ausserdem kann der Reiz im Rachen über einen reflektorischen Herzstillstand auch zum so genannten „Bolustod“ führen! Das heisst, der Fremdkörper im Hals reizt so stark, dass das Herz stehen bleibt.
Was hätten wir besser machen können? Zunächst einmal das nicht verlegte Nasenloch zuhalten und das Kind bitten, feste zu schnauben. Falls dies nicht hilft, sollte der Fremdkörper dann idealerweise durch einem „echten“ Arzt in der geschützen Umgebung einer Praxis (nicht die Arzt-Eltern zur Hause) geborgen werden. So, nun wissen wir alle Bescheid für das nächste Mal.
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